Mitunter steht man als Gemüsegärtnerin ja im Verdacht, mehr Geld für den Garten auszugeben, als die Ernte wert ist. Deshalb habe ich vor einigen Jahren einmal zwei Jahre lang konsequent alles was vom Garten in die Küche wanderte gewogen, mit den aktuellen Marktpreisen der Bauernzeitung versehen und den Ausgaben für Saatgut, Vlies, Saatschalen, Anzuchterde etc. gegenübergestellt. Die Bilanz war erfreulich: 100 Quadratmeter Gemüse, Kräuter und Beeren sorgten für ein Plus von 1’800 Franken in der Haushaltskasse. Gemessen an den Stunden, die ich gefühltermassen im Garten verbracht habe, mag das wenig sein, doch meine anderen Hobbies kosten ebenfalls Zeit – und Geld dazu!
Ich habe bei dieser Zusammenstellung aber auch ganz klar gesehen, dass sich nicht alles gleichermassen lohnt. Zwiebeln sind z.B. das ganze Jahr über günstig in guter Qualität zu haben. Der Unterschied zwischen frischen Zwiebeln aus dem Garten und denen vom Laden ist ohnehin nur der, dass einen die eigenen noch mehr zu Tränen rühren. Anders sieht es bei Schalotten aus, die sind im Handel auch nicht gerade billig, die eigene Ernte ist folglich mehr wert. Oder Gemüsezwiebeln, die Riesendinger, mit denen man wunderbare Zwiebelsuppen oder Zwiebelfladen (=Zwiebelkuchen) machen kann. Das versuche ich bei meiner Gartenplanung zu berücksichtigen und baue vermehrt Produkte an, die im Handel viel wert sind – oder die man nur selten bekommt.
Beim Kopfsalat ist eine Erhöhung der Wertschöpfung schwierig: Kauft man ein Setzlingsset mit 6 oder gar 12 Stück werden sie garantiert dann reif, wenn Kopfsalat gerade Aktion ist. Damit schmilzt der Spareffekt durch den Eigenanbau dahin. Das kann man jedoch umgehen indem man selbst Setzlinge macht oder direkt aussät und nur wenige Setzlinge aufs Mal pflanzt.
Schnittsalat, Nüssli, Radicchio oder Spezialsalate wie Winterportulak, Hirschhornsalat etc. sind im Handel nicht gerade günstig, der Eigenanbau solcher Spezialitäten rechnet sich praktisch immer. Beeren und Kräuter sind grundsätzlich auch immer rentabel, zumal hier der Frischefaktor zum Tragen kommt: Reife Erdbeeren vom Beet direkt in den Mund sind einfach köstlich, sonnengereifte Tomaten vom Stock ebenso.
Ohnehin scheinen Gurken, Radiesli und Kohlrabi besser zu schmecken, wenn noch ein wenig Gartenerde dran klebt. Wenn man auch noch die Freude über die Ernte des selbst gezogenen Gemüses in die Waagschale wirft, „lohnt“ sich sogar der Anbau ganz normaler Speisezwiebeln …
10. Januar 2020 at 14:18
Liebe Evelyne,
ich wiege/zähle zwar meine komplette Ernte, war bisher aber nicht diszipliniert genug, sie in bare Münze umzurechnen. Sich selber am Ende des Jahres vor Augen zu führen, welche Mengen an Lebensmitteln man da produziert hat, finde ich aber durchaus erhellend.
Ich baue dieses Jahr keinen Weiß- und Rotkohl mehr an, weil er viel Zeit und Platz im Beet beansprucht und günstig und gut zu kaufen ist. Vermehrt einen Fokus möchte ich auf das Gemüse legen, das auch im Bioladen bei uns (NRW-Kleinstadt, leider ohne guten Wochenmarkt/Hofladen) oft aus dem Ausland kommt, zum Beispiel Paprika und tatsächlich Zwiebeln (zumindest im Frühjahr). Als ich das erste Mal Hokkaidos aus Argentinien gesichtet habe, hätte ich am liebsten den (Biosupermarkt-)Filialleiter gefragt, ob er das noch „bio“ findet…
Und natürlich schmeckt das eigene Gemüse IMMER besser, schließlich steckt da ganz viel Liebe drin 🙂
Auf ein gutes neues Gartenjahr!
Sabine
10. Januar 2020 at 15:17
Liebe Sabine
cool! Ich finde auch, dass die Menge an sich schon sehr begeisternd ist! Das mit dem Berechnen hab ich vor allem gemacht, weil mein Schwager immer wieder behauptete, es lohne sich ja eh nicht und das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen ;-). Das mit den Gemüseimporten beobachte ich auch, nur ist es manchmal auch von der Jahreszeit abhängig. Viele Biokundinnen und -kunden meinen deswegen sogar dass Kürbis und Peperoni das ganze Jahr Saison haben…
Auch Dir ein tolles, erspriessliches Neues Gartenjahr! Herzlichst
Eveline