Im biologischen Kartoffelanbau stehen für die Regulierung von Krankheiten und Schädlingen nur sehr wenige Hilfsmittel zur Verfügung. Der Schlüssel zum erfolgreichen Anbau liegt folglich bei den vorbeugenden Massnahmen und bei der richtigen Sortenwahl. Das kann man in jedem Lehrbuch über den Bioanbau nachlesen. Die Frage ist nur, welches die richtige Sorte ist und ob es diese überhaupt gibt? Der Biokartoffelanbau ist mengenmässig zu wenig interessant, als dass neue Sorten speziell für den Bioanbau gezüchtet würden. Das heutige Sortenspektrum enthält nur eine Auswahl an Sorten, welche gegenüber der Krautfäule etwas toleranter sind.
Vor rund zehn Jahren schien mit den Sorten „Naturella“ und „Appell“ der Durchbruch gegen die Kräutfäule zu gelingen. Doch die Euphorie hielt nur wenige Jahre an. Appell war zwar sehr tolerant gegenüber der Krautfäule, bildete aber viele, eher kleine, ovale Knollen mit glatter, heller Schale. Die Krautentwicklung und damit die Unkrautunterdrückung war schwach. Ein weiterer Nachteil war ihre Empfindlichkeit auf Pulverschorf. Bei Naturella war die Schorftoleranz und Hohlherzigkeit ein Problem. Die Sorten verschwanden 2008 von der Sortenliste. Es wurde ein Ersatz mit „Eden“ versprochen. Diese Sorte konnte nach sehr guten Versuchsresultaten wegen Viren leider nicht mehr vermehrt werden.
Ein weiteres Problem sind die Kunden: Es gibt zwar immer wieder Kartoffelsorten, die in den Vorversuchen der Forschungsanstalten bezüglich Krautfäule gut abschneiden, aber nicht dem Bedürfnis der anspruchsvollen Biokunden entsprechen und deshalb nie auf den Markt kommen. Die Schweizer mögen offenbar keine rotschaligen Sorten, auch wenn es darunter krautfäuleresistente gäbe. Die Schale darf nicht zu rau sein und schon gar keine Schorfpusteln oder Löcher aufweisen. Ausserdem muss die Form der Knolle ausgeglichen sein und sie darf keineswegs unförmig daherkommen. Weisse Kartoffeln mögen die Schweizer Konsumenten angeblich auch nicht. Schade! Laut Auskunft der Forscher gäbe es nämlich weisse Kartoffelsorten, die eine hohe Krautfäuletoleranz aufweisen. Das ist auch für Hobbygärtnerinnen und – gärtner blöd: Weil diese Sorten in der Schweiz nicht angebaut werden, kann man das Pflanzgut dieser Sorten nämlich auch nirgends kaufen…
(Quelle: Forschungsinstitut für biologischen Landbau, FiBL)
24. Mai 2017 at 20:24
Vielen Dank für Ihre Angaben.
Carbo vegetabilis C30 habe ich nachgeschlagen = Holzkohle.
Ein ganz neues Gebiet für mich: Homöopathie für Pflanzen!
(Interessant übrigens, für wie viele Krankheitszustände des Menschen dieses Mittel genommen werden kann.)
25. Mai 2017 at 10:11
Ja, Holzkohle ist für vieles gut ;-). Man sollte sie im Garten aber wirklich nur sehr verdünnt, also am besten homöopathisch anwenden. Holzkohlestückchen binden extrem viele Nährstoffe und geben sie erst gaaanz langsam wieder frei. Unter Umständen erst nach Jahren… Homöopathie dünkt mich ein guter Ansatz weil es garantiert nicht schadet, völlig nützlingsschonend ist und verhältnismässig günstig, da man ja stets nur ein paar Kügeli braucht. Manchmal hilft es erstaunlich gut, manchmal gar nicht, aber dann hat man wenigstens nichts versiechet 😉
23. Mai 2017 at 13:50
Und welche Sorten würden Sie empfehlen?
Blaue St. Galler hatte ich letztes Jahr. Ich werde sie nicht mehr anbauen, weil man sie beim Ernten schlecht sieht, also auch etliche eben nicht sieht. Der Geschmack wäre eigentlich gut gewesen, wenn auch etwas unansehnlich nach dem Kochen.
Dieses Jahr habe ich mal wieder ein halbes Beet Urgenta gepflanzt. Nach den obigen Ausführungen also eine gute Wahl, weil rotschalig. (keine Bio-Pflanzkartoffel).
24. Mai 2017 at 07:16
Rotschaligkeit allein ist leider noch keine Garantie, dass die Sorte gesünder ist 😉 . Dummerweise gibt es Unterschiede zwischen der Anfälligkeit von Knollen und dem Kraut. Charlotte ist z.B. im Kraut anfällig, die Krankheit greift aber wenig auf die Knolle über, was für die Verwertung eigentlich entscheidender ist. Von den häufig in der Schweiz angebotenen Sorten ist Amandine eine, bei der das Kraut weniger anfällig auf Krautfäule ist, die Knolle mittel. Ditta gilt auch als mittelmässig. Wer die Möglichkeit hat im Ausland Pflanzknollen zu beziehen (es gibt keinen Versand von Pflanzgut in die Schweiz) kann Sarpo Miro versuchen oder Granola, das sind sehr robuste Sorten. Von den alten Sorten sind die Safier, Tennaer und Pfavi am besten geeignet; auch die Lauterbrunnen soll nicht sehr anfällig sein. De Blauen Schweden gelten als mittelanfällig. Doch wie so oft hängt vieles noch vom Wetter am jeweiligen Standort ab. Ich gebe zweimal im Verlauf der Vegetationszeit eine Gabe Carbo vegetabilis C30 und habe damit zumindest keine schlechten Erfahrungen gemacht 😉