Als wir im Dezember 2015 auf das Buch Spriessbürger aufmerksam machten, warben wir unter anderem damit, dass es nach unserem Wissen das erste, speziell auf die Schweiz zugeschnittene Gemüsegartenbuch sei. Wir wurden bald eines Besseren belehrt: „Der erfolgreiche Pflanzer“ war lange vor uns da! Ein Exemplar des Buches mit Erscheinungsdatum 1942 haben wir inzwischen erhalten (Danke Urs!). Es gibt einen interessanten Einblick über die Art und Weise, wie unsere Grosseltern gegärtnert haben.
Neben einigen nützlichen Hinweisen für Fruchtfolge, die Anlage von Frühbeeten und Hackmethoden war vor allem die chemische Keule omnipräsent. Zum Beispiel wurde empfohlen den Boden mit Formalin zu sterilisieren und den Kompost mit Ätzkalk zu überschütten, damit „viele Schädlinge getötet und die Komposterde verbessert werde.“ Karbolineum war das Mittel der Wahl zur „Entseuchung unbepflanzter oder bepflanzter Flächen“, Rohnaphtalin wurde zur vorbeugenden Abschreckung von Maikäfern eingesetzt. Eine Anleitung, wie man mit Bariumfluorsilikat („in der Apotheke gegen Giftschein erhältlich“) selbst Köder gegen Erdraupen und Erdschnaken herstellen kann, fehlte im Buch genauso wenig wie die Empfehlung Saatgut mit Uspulum und Ceretan zu beizen. Die Düngungsempfehlungen fielen nicht gerade bescheiden aus: Zuerst zehn Zentimeter hoch Mist, dann Gülle, ergänzt durch „Nitrophoska, Lonza-Volldünger etc.“ als Kopfdüngung, damit die Pflanzen „bald dem gefährdeten Stadium entwachsen sind.“
Wie gesund das Gemüse unserer Grosseltern bei diesen Tipps tatsächlich war, bleibt dahingestellt. Fest steht jedenfalls, dass der biologische Anbau von Gemüse einen schweren Stand hatte. Es hat einige Zeit gedauert, bis die Mehrheit der gärtnernden Menschen auch nur realisierte, dass Regenwürmer keine „Schädlinge sind, die es auszurotten gilt“… Zum Glück sind die „guten, alten Zeiten“ im Garten vorbei!
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